Sonntag, 28. Oktober 2012

Helsinki



Da ich  keine Lust habe meine Essays zu schreiben, blogge ich lieber über meinen Tagestrip nach Helsinki ;-)

Nach einer kurzen Nacht und dem ersten Schneefall in Turku seitdem ich hier bin, ging es Freitagmorgen um 10 mit dem Zug los, mit dem Ziel am Hauptbahnhof Helsinki anzukommen. Tja klappte nicht sofort.

Wir haben wenig auf die Lautsprecherdurchsagen gehört und uns einfach bereit zum aussteigen gemacht, als dies alle um uns herum getan haben. Schließlich dachten wir, dass die meisten auch nach Helsinki müssen. Wir also raus aus dem Zug und ins Bahnhofsgebäude.

Auf der Fahrt haben wir eine weitere Erasmusstudentin getroffen, die auch nach Helsinki wollte und dort auch schon war. Beim Aussteigen war sie ganz überrascht, dass der Bahnhof ganz anders aussah als sie ihn in Erinnerung hatte, aber auf den Gedanken, dass wir falsch sein könnten kamen wir nicht. So haben wir erstmal einen kleinen Spaziergang durch unser persönliches Helsinki gemacht und uns versucht mit dem Stadtplan von Helsinki zu orientieren. Nur mit mäßigem Erfolg. Als wir dann auf den Standpunktplan schauten und sahen, dass dort als Stadtname Pasila statt Helsinki stand, hat es dann klick gemacht Wir waren also eine Station zu früh ausgestiegen :-D Nach einer Station mit der S-Bahn waren wir dann auch in Helsinki, wo der Name schon groß an Bahnhofsgebäude pragte. War auch alles ein bissl größer und passender für ne Hauptstadt:-D

Als erstes haben wir uns die Uspenski- Kathedrale angesehen, die größte orthodoxe Kathedrale in Westeuropa und ein Symbol der ehemaligen russischen Herrschaft über Finnland. Durch den braunen Backstein wirkt sie sehr schlicht, im Verhältnis zu den orthodoxen Kathedralen in St. Petersburg, aber mit gefällt es besser;-) Von innen war sie allerdings genauso prunkvoll ausgestattet, allerdings war ich überrascht, wie klein sie von innen wirkt^^

Als nächstes ging es zum Dom von Helsinki. Strahlendweiß, groß und mit massig Stufen die erstmal erklommen werden müssen. (Es wäre die ideale Trainingsort für Rocky :-D) Oben angekommen stellten wir fest, dass gerade eine Beerdigung im Dom stattfand, so dass wir nicht reingehen konnten. Aber von außen war er auch schön ;-)
Nachdem wir die zwei wichtigsten Kirchen abgeklappert hatten, waren wir mit einem Austauschstudenten, der in Helsinki studiert, verabredet, der uns eine Führung zur Suomenlinna gab. Die Finnen nennen sie Finnenburg und die Schweden -Schwedenburg :-D Sie ist eine Festung, die sich über mehrere Inseln, vor dem Hafen Helsinkis erstreckt. Sie wurde 1748 erbaut, aber nie wirklich als Verteidigungsmaßnahme genutzt. Seit 1991 ist sie auch Weltkulturerbe und wird auch „Gibraltar des Nordens genannt“. Die Insel ist riesig und mit weiten Grünflächen, einigen versteckten Gemäuern und Kanonen. Hier haben wir fast die meiste Zeit verbracht und sind entlang der Küste spaziert. Der Ausblick und die Natur waren wirklich einmalig schön. Irgendwann wurde es allerdings doch ziemlich kalt und wir sind mit der Fähre zurück aufs Festland gefahren.

Dort setzten wir uns in ein schönes Cafe, wo man unbedingt gewesen sein muss, wenn man in Helsinki ist, Cafe Fazer.  Im Nachhinein habe ich im Internet gelesen, dass man in Helsinki ins Fazer gehen muss, so wie man in Wien im Sacher ein Stück Sacher essen sollte ;-) Ich hab einen Cappuccino und ein Stück Gebäck gegessen. Die Preise sind für finnische Verhältnisse normal bis hoch. Leider vermittelt das Cafe eine Art Kantinenfeeling, da man sich zuerst ein Tablett nimmt, sich an der Theke Kuchen und Getränk auswählt und dann die Sachen selbst mit zum Platz nimmt. Bedienung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Ansonsten ist das Ambiente aber ganz schön und endlich mal wieder einen leckeren Cappuccino zu trinken wars das auch wert :-D Allerdings nicht weltbewegend, in dieser Hinsicht wirklich vergleichbar mit Wien, wo die Touristen ins Sacher strömen, aber der Kuchen auch nicht übermäßig leckerer im Vergleich zu anderen Konditoreien schmeckt :-D



Nach der Stärkung liefen wir noch etwas in der Stadt umher, sahen uns den Hafen an, die Eisbrecher und die besondere Brücke mit den Einschusslöchern aus dem Krieg (ich weiß leider nicht aus welchem…^^) Helsinki ist auch nicht so riesig und man kann alles gut zu Fuß besichtigen.




Nach dem Rundgang gingen wir zur Philharmonie von Helsinki, die gleichzeitig auch die Musikhochschule ist. Das Gebäude sieht von außen und innen echt cool und modern aus. Ich glaub ich sollte auch was künstlerisches studieren.^^ Da wir kurzfristig Freikarten für ein Konzert des Symphonieorchester bekommen hatten, hieß das Abendprogramm Eric Tanguy- Éclipse (1999), Charles-Camille Saint-Saëns- Violin Concerto No. 3 und Robert Schumann- Symphony No. 3 “Rhenish”. Die Sätze waren alle ziemlich unterschiedlich und interessant zu hören. Das Orchester war richtig gut und auch wenn die Musikstudenten einige unsaubere Passagen gehört haben, für meine Ohren war es perfekt :-D Kann leider in dieser Hinsicht nicht mit kompetentem Fachwissen glänzen. Aber gut wars ;-) Das Konzert war auch sehr gut besucht, nur klatschten die meisten in der ersten Hälfte an den falschen Stellen und in der zweiten Hälfte husteten die Besucher zwischen den Sätzen anstatt zu klatschen, was leicht nervig war. >.< Ich weiß nicht warum es bei Konzerten, im Theater oder sonst wo immer die obligatorischen Huster geben muss, egal welche Jahreszeit es ist… 

Nach einem Abschieddrink im Pub, gings um 23 Uhr mit den Zug zurück nach Turku. 
 

Auf der Fahrt haben wir uns die Zeit mit dem Kartenspiel Skip-Bo vertrieben. Die Rentnergruppe, die im Vierer neben uns saß hat immer verwundert rübergeschaut. Die waren wohl recht erstaunt junge Leute Karten spielen zu sehen, statt Iphone oder Gameboy :-D 

                                                                                                  
                                                            
Um 1 kamen wir wieder in Turku an. -12° und knapp 10cm Neuschnee, was ein Empfang :-D
Der Tag in Helsinki war richtig toll. Wir hatten wieder mal super Wetter, in der Hinsicht scheinen wir immer Glück zu haben und haben viel gesehen und erlebt. Helsinki ist einen tolle Stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert ;-) Sicherlich gibt’s noch einiges mehr zu entdecken, wenn man länger da ist, aber für einen Tag wars ein tolles Programm.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Alltag

Ich sollte ja mal schreiben, wie hier mein normaler Tag aussieht. Überraschenderweise nicht viel anders als in Deutschland ;-) Aufstehen- Uni- Einkaufen- nach Hause kommen^^
Aber ich zeig euch mal Plätze wo ich mich öfters aufhalte, abgesehen meiner Wohnung ;-)


Handelshögskolan
Nach dem Aufstehen gehts manchmal zur Uni, im Moment allerdings selten, da ich ein Essay nach dem nächsten schreiben muss und einige Vorlesungen nach dem Midterm, letzte Woche, endeten...Den "Campus" im eigentlichen Sinne gibt es nicht, da die Universitätsräume auf verschiedene Gebäude innerhalb des Stadtkerns verteilt sind. Wenn ich jedoch in der Uni bin, bin ich entweder in der Handelshögskolan, dem Ökonomikum der Abo Akademi oder im Asa Gebäude für Vorlesungen oder in der Bibliothek zum Lernen.Die Uni und Gebäude sind verhältnismäßig klein und im Wirtschaftsgebäude befinden sich gerade mal drei Hörsäle, wovon zwei direkt neben der Mensa liegen. Von außen sind die Gebäude auch wenig ansprechend, aber praktisch angelegt ;-)

links die Hörsäle, rechts die Mensa
Hauptbibliotek












Nach der Uni, gehts oft in die nahgelegene Innenstadt um was einzukaufen. Zuerst immer zum Lidl, meinem deutschen Freund :-D Hier kauf ich meistens, ein, weil die finnischen Läden um einiges teurer sind. Auch bei den finnischen Studenten ist Lidl sehr beliebt. Ansonsten gibt es hier noch S- Market und K.Market als große Supermaktsketten.






Auf den Kauppatori, dem Marktplatz von Turku, hier ist täglich Markt. Meistens sind es Obst- und Gemüsestände, aber auch Handarbeitsstände und anderes. Ab und zu kauf ich mein Obst auch mal hier ein. Ich bin schon sehr gespannt, ob es auch einen typischen Weihnachtsmarkt geben wird.








Wenn das Wetter verhältnismäßig schön ist, mache ich auf dem Nachhauseweg schonmal einen Umweg uns spaziere den Aurajoki entlang. Gerade jetzt im Herbst, mit den gefärbten Blättern ist das sehr schön.





Im Asa Gebäude befindet sich auch mein Fitnessstudio, wo ich mehrmals wöchentlich versuche meinen Schweinehund zu überwinden, um meinen Schokoladenkonsum nicht drosseln zu müssen :-D Klein aber fein ;-) Daneben mach ich auch noch Zumba und PowerYogakurze an der Uni, die Trainer sind echt gut und es ist schön, dass die Kurse hier nicht so überfüllt wie in Göttingen sind, sondern z.B. bei Zumba nur ca. 10 Studenten mitmachen.




Zuletzt zeig ich euch noch einen Lieblingsbus ;-) Wenn ich diesen Bus sehe, ärgere ich mich zum einen, dass Les Mis, hier im April Derniere hatte und zum anderen steigt die Vorfreude auf den Filmpremiere im Februar :-D




Donnerstag, 18. Oktober 2012

Leben und überleben in Finnland

Jaja die Finnen ticken in machen Dingen schon etwas anders als man es denkt und es gibt schon ein paar Besonderheiten im alltäglichen Leben, die es zu beachten gilt und die zum schmunzeln sind. Hier ein kleiner Exkurs:-D

Gaaaanz wichtig, wenn man überleben möchte, traue keinem Zebrastreifen! Hier gibt es fast überall Zebrastreifen in der gesamten Stadt, aber finnischer Zebrastreifen ist nicht gleich deutscher Zebrastreifen. Hier bedeutet, er lediglich dass Fußgänger an der Stelle über die Straße gehen dürfen, nicht aber dass auch Autos anhalten müssen^^ Mein Bild von einer fußgängerfreundlichen Stadt hat sich somit schlagartig geändert, als das erste Auto direkt vor meiner Nase über den Überweg gebrettert ist. Also lieber stehenbleiben und alle Autos durchlassen, ist sicherer :-D

Nicht nur die Autofahrer haben einen ganz eigenen Fahrstil, sondern auch die Fahrradfahrer. Hier gibt es keine Fahrradwege und somit teilen sich die Fußgänger die Wege mit den Fahrradfahrern und nicht selten auch mit den Rollerfahrern. Eine der Lieblingsdisziplinen scheint hierbei zu sein, wie schneide ich am besten eine Kurve, so dass die Fußgänger mich am spätmöglichsten sehen...>.<ein gutes hat es allerdings, morgens ist man nach einer solchen "Begegnung" schlagartig wach :-D Also als Fußgänger sollte man am besten immer an Kurven stehenbleiben und gucken ob auch wirklich kein Fahrrad kommt. Ich bin ja aus Göttingen viel gewohnt, aber das ist schon noch mal was anderes :-D Vielleicht auch, weil ich hier ohne Fahrrad endlich mal die andere Seite kennenlerne :-D Btw ich vermisse mein Fahrrad, gehen ist auf Dauer echt langweilig.

Ampeln werden hier auch generell überbewertet, es gibt sie zwar, aber niemand hält sich dran, außer ein paar Deutsche.., wo drunter ich auch zähle, schließlich hab ich das ja kurz vor meiner Abreise noch in Göttingen gelernt. :-D Man kommt sich schon ein bisschen doof vor, wenn alle die Straßen kreuzen und man selbst noch doof an der Ampel steht, aber ich weiß ja nicht, wie die finnische Polizei tickt. ;-)

Eine weitere Besonderheit ist das "Schlangestehen an der Kasse", gibts hier nicht wirklich, weil man Zettelchen ziehen muss und dann kreuz und quer im Kassenbereich steht. Auf dem Zettel steht dann eine Nummer und wenn dies auf dem Display angezeigt wird, darf man an die Kasse treten. Dieses Nummernsystem gibt es überall, egal ob Post, Kasse, Frischtheke, etc.
Ganz wichtig, man muss auch ein Zettel ziehen, wenn niemand sonst an der Kasse steht, sonst beachten einen die Kassierer nämlich nicht. Am Anfang hab ich ab und zu vergessen eine Nummer zu ziehen und ich musste noch länger warten, weil zwischenzeitlich Kunden kamen die das Zettel ziehen natürlich nicht vergessen hatten, aber mittlerweile hab ich das Prinzip auch verinnerlicht :-D

Des Weiteren ist es sehr wichtig, dem Busfahrer immer freundlich zu zuwinken, wenn man mitfahren möchte, ansonsten hält er nicht! Ich weiß nicht, ob die Busfahrer diese besondere Beachtung brauchen oder ob sie sich ein unnötiges Abbremsen sparen wollen, jedenfalls war dass das erste was meine Tutorin mir erklärt hat :-D Da Busfahrer auch eher grummelige Typen sind, die man nicht unnötig reizen sollte, sollte man auch unbedingt kleine Scheine oder passendes Geld für das Busticket dabei haben, sonst wird man schon mal mit Blicken getötet oder bekommt was komisches auf finnisch gesagt^^ Manchmal spart man dadurch aber auch Geld und muss gar kein Ticket kaufen, sondern darf umsonst mitfahren. Das würde ich allerdings nicht zu oft testen :-D

Ich weiß nicht, wie hoch die Rate der Spielsüchtigen in Finnland ist, aber die Versuchung abhängig zu werden ist ziemlich groß, weil es, ungelogen, überall Spielautomaten gibt, selbst bei Lidl hinter den Kassen :-D Und wirklich jeder spielt, egal ob als oder jung, manchmal stehen selbst ältere Frauen nach ihrem getanen Einkauf an den Automaten und spielen ne Runde, ich finds lustig und hab so was vorher noch nie gesehen :-D

Da es in Finnland nur wenig Einwohner gibt (ca. 5 Millionen) ist die Kiminalitätsrate auch geringer als in anderen Ländern. Deshalb ist das Vertrauen in die Menschen untereinander wahrscheinlich größer. Anders kann ich mir es nicht erklären, wie finnische Studenten ihre Jacken und Taschen nicht mit in den Vorlesungsraum nehmen, sondern diese draußen an die Garderobe hängen. Schließfächer gibts auch so gut wie gar nicht. Also ich hab ja viel zu viel Angst, dass jemand meine Sachen klaut, aber sie scheint das nicht zu stören. Sie finden es eher amüsant, wenn wir alle unsere Sachen in den Vorlesungsraum bringen, aber ich nehm alles mit! Vielleicht werde ich das finnische Urvertrauen auch noch lernen^^

Den Finnen ist die Pünktlichkeit auch sehr wichtig, wenn man nur etwas zu spät kommt, können sie schon leicht genervt sein. Für ich ist das jetzt nicht so ein Problem, aber für andere, zumeist Südländern kann das schon mal zu Ärger führen. Also" be on time", wenn ihr nach Finnland kommt :-D

Und wusstet ihr, dass in Finnland 1 und 2 Centstücke nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert werden und stattdessen immer der Preis auf- oder abgerundet wird? Mir war das neu :-D

So dass war erstmal, was mir besonders in Finnland aufgefallen ist, wenn ich noch was finde, ergänze ich fleißig. ;-) Mit  einem Vorurteil muss ich aber noch aufräumen, denn die Finnen sind gar nicht so stumm und kalt, wie immer gesagt wird. Klar die gibt es auch, aber zumeist sind die Menschen sehr gesprächig, freundlich und hilfsbereit ;-)


Montag, 15. Oktober 2012

St. Petersburg


Wow da war ich also tatsächlich in Russland. Vor meinem Auslandsaufenthalt hätte ich nie gedacht, dass ich da sobald hinkommen würde, aber von Finnland aus lässt sich diese Reise ja super verbinden ;-)
Eigentlich hatte ich keine wirkliche Vorstellung was mich erwarten würde, wenn ich nach St. Petersburg komme. Ich wusste lediglich, dass die Stadt eher westlich ist und nicht das „wahre“ Russland zeigt, es massig Paläste und Kathedralen in der Stadt gibt und die Stadt ziemlich groß ist.

Unsere Reise startete am Freitagmittag (5.10.) mit ESN und Aikamatkat Oy/Timetravels Studentenreisen vom Busbahnhof in Turku. Ein ziemlich kalter und verregneter Tag, an dem man am liebsten im Bett geblieben wäre, aber wir hatten ja eine große Tour vor uns. Mit insgesamt 200 Stundenten in 4 Bussen gings erstmal Richtung Helsinki. Dort legte unsere Fähre am frühen Abend ab, sodass wir Samstagmorgen in St. Petersburg sein sollten. Nach überstandener Passkontrolle gings an Bord der Princess Maria. Wir waren wieder in vierer Kabinen untergebracht, ähnlich wie auf der Fähre nach Stockholm, allerdings diesmal im vierten bzw. auf der Rückfahrt fünften Stockwerk. Jaja wir sind scheinbar im Ansehen gestiegen und ich hatte nicht mehr so große Angst vor einem drohenden Eisberg. Allerdings ein Fenster hatten wir immer noch nicht :-D
Nach einer kurzweiligen aber unspektakulären Fahrt kamen wir gegen 9 Uhr am Hafen von St. Petersburg an. Es ist immer wieder lustig, dass ich auf Schifffahrten und in Hotels besser schlafe als in meinem eigenen Bett in Turku…spricht nicht gerade für mein eigenes Bett! :-D Am Hafen erwartete uns erstmal eine eeeeendlos lange Schlange an der Passkontrolle und nach knapp ner Stunde hatte ich endlich meinen Stempel im Reisepass. Da merkt man erst wieder wie komfortabel es ist durch die EU zu reisen.
Nachdem alle an Bord waren machten wir als erstes eine Stadtrundfahrt mit dem Bus mit kleinen Fotostops an ausgewählten Sehenswürdigkeiten. Bei der Rundfahrt wurde mir erst bewusst, wie groß die Stadt wirklich ist und dass wirklich ein Palast neben dem nächsten steht und die Stadt mit Gold und Prunk komplett überladen ist.
Interessant find ich, dass St. Petersburg aus 42 einzelnen Inseln besteht die mit Brücken verbunden sind. Jede Nacht werden die Brücken zwischen 0-4 für den Schiffsverkehr geöffnet und man kann nicht auf andere Inselteile kommen. Blöd zum feiern, wenn man einen Club in einem anderen Stadtteil besuchen möchte. Deshalb sollte man, wenn man in St. Petersburg lebt, auf jeden Fall 42 Freunde haben :-D
Was ich von den einzelnen Fotostopps halten soll, weiß ich immer noch nicht. Einerseits wars schön nicht nur Fotos aus dem Bus machen zu können, andererseits hatte das so was vom typischen Touristen rumkarren. „So jetzt habt ihr 10 Minuten Zeit auszusteigen und Fotos zu machen und dann geht’s weiter zum nächsten Stop.“ Alle Reisenden stürmen aus dem Bus, machen ein Foto, belagern den Kirchenvorplatz und es ist fast unmöglich ein Foto zu machen, ohne dass Köpfe im Weg sind. Irgendwie war mir das teilweise zu viele Menschen au einem Haufen und eine kleine Gruppe wäre mir lieber gewesen. Auch der genau durchgetimte Zeitplan and ich etwas stressig. Jedoch für einen ersten Überblick über die Stadt und Sehenswürdigkeiten war diese Citytour, die im Reisepreis inbegriffen war, ziemlich gut und informativ. ;-)
Im Anschluss versuchte sich unser Bus den Weg durch die russische Rushhour zu unserem Hotel zu bahnen. Meine Güte, ich hab noch nie so ein Verkehrschaos auf den Straßen gesehen. Die Leute fahren kreuz und quer durch die Straßen und nicht selten haben die Autos Dellen, keine Seitenspiegel mehr oder nur mit Plastik angeklebte Fensterscheiben. Des Öfteren hatte ich Angst, dass wir mit einen anderen Auto zusammenstoßen…>.< Auch das Verkehrsaufkommen ist Wahnsinn, scheinbar gibt es wenige, bis keine Seiten- oder Parallelstraßen, sodass sich alle Autos auf den Hauptstrassen stauen und es nachmittags/ abends fast kein vor und zurück mehr gibt, echt krass. Zu Fuß kommt man teilweise schneller voran, als mit dem Bus.
Irgendwann kamen wir dann aber doch in unserem Hotel an. Wir waren im Ibis Centre Hotel untergebracht, welches richtig gut war. Gratis Internet, bequeme Betten und ein super Frühstücksbuffet, was will man mehr :-D
Nach kurzem Aufenthalt im Hotel ging es in die nahegelegene Shoppingmall um Abendbrot zu essen.  Mein Geld hatte ich übrigens bereit in Finnland getauscht, was allerdings ein großer Fehler war, weil in Russland der Kurs um Welten besser war…naja für die Zukunft bin ich schlauer. Wir entscheiden uns typisch, russische Pfannkuchen, genannt Bliny zu essen. Das stellt sich allerdings als ziemlich schwierig heraus... Zum einen konnten wir die Schrift nicht lesen und mussten uns an Hand von Bildern für ein Menü entscheiden und zum anderen spricht dort fast niemand Englisch. Als wir uns für ein Menü auf dem Bildschirm entschieden hatten versuchten wir wild gestikulierend der Bedienung zu erklären, was wir haben wollte, aber sie verstand uns nicht. Erst als sie einen Kollegen dazuholte, der etwas englisch sprach konnten wir unsere Bestellung aufgeben. Das ging ja gut los, einen Sprache die man nicht lesen kann und Leute die einen nicht verstehen…>.< Dass hier allerdings niemand englisch spricht hat mich allerdings leicht geschockt.
Im Anschluss stand die Kanaltour bei Nacht an. Die gehörte zu den Aktivitäten, die man kostenpflichtig dazu buchen kann. Eigentlich wollte ich die gar nicht mitmachen, aber weil sie dann alle gebucht hatten, habe ich aus Gruppenzwang mitgemacht :-D Und im Endeffekt was die richtige Entscheidung und mit die besten Attraktion. Zusammen mit 30 anderen Studenten, Musik und Sekt ging die Fahrt über den Newa los. Die Stadt ist wunderschön bei Nacht, wenn die ganzen Paläste an der Paradestraße, direkt am Fluss, beleuchtet sind.
Eine Sage besagt, dass man, bevor man unter einer Brücke durchfährt die Luft anhalten und sich etwas wünschen soll. Wenn man es schafft die Luft anzuhalten, bis man die Brücke passiert hat, geht der Wunsch in Erfüllung. Je breiter die Brücke ist, desto größere Sachen kann man sich wünschen.;-) Folglich standen wir bei jeder kommenden Brücke still und luftanhaltend auf dem Schiff  und wünschten uns etwas :-D
Nach ca. zwei Stunden Fahrzeit gings mit dem Bus wieder zurück zum Hotel und ins Bettchen.

Sonntagmorgen nach dem Frühstück bekamen wir eine Führung durch das Hermitage, eines der bedeutesten Kunstmuseen neben dem Louvre. Allerdings sahen wir nur die Highlights, da die Eremitage mehr als 350 Räume und über 60.000 Exponate umfasst. Joa, ich glaub ich muss mich jetzt outen, ich bin kein großer Kunstliebhaber und konnte damit nicht soviel anfangen^^ Ich fand die Räume und Deckenmalereien in denen die Bilder ausgestellt wurden um Welten interessanter, als die ausgestellten Bilder selbst. Auch ging mir die Führung viel zu lang (obwohl es nur die Highlights waren^^) und irgendwann wollte ich nichts mehr von den ganzen Interpretationsansätzen unseres Guides hören. Führung war okay, kann ein Häkchen hinter das Hermitage für gesehen machen, aber noch mal brauche ich sie mir nicht anzusehen. Zum Glück war es inklusive :-D

Da ich fast alle Zusatzaktivitäten dazugebucht habe, fand im Anschluss an die Eremitage die Kathedralentour statt.
Wir besuchten 4 der mehr als 100 Kirchen in St. Petersburg. Zwei , die noch heute als Kirchen verwendet werden und zwei die mittlerweile zu Museem umfunktioniert wurden.
Die Tour begann bei der Dreifaltigkeitskathedrale, The Izmailovsky Cathedral, von außen ein wunderschönes Gebäude mit weißer Fassade und blauen Kuppeln die an einen Sternenhimmel erinnern. Für den Beginn ein imposanter Anblick ;-) Der Innenbereich konnte damit nicht mithalten, da die Kirche gerade restauriert wird, wie scheinbar fast alle Kirchen. Hat mich etwas an den Kölner Dom erinnert, den man auch nie ohne Gerüst sieht.^^ Aber interessant wars trotzdem den Aufbau einer russisch-orthodoxen Kirche zu sehen. Die doch ziemlich anders aufgebaut ist als „unsere“ Kirchen, da mehrere Betstätten in der gesamten Kirche verteilt sind und es keine Sitzbänke gibt. In der Kirche hatten wir auch wieder unseren berühmten 10 Minuten Fotostopp, ohne Führung, und danach wieder schnell in den Bus und weiter gings zur nächsten Kirche :-D
Zweiter Stopp war die St. Nikolai Kathedrale, Nikol’skyj Cathedral, mit einer interessanten blau weißen Fassade und vergoldeten Kuppeln. Lustig war, dass als wir ankamen eine PINKE Limousine mit einem Brautpaar auf dem Kathedralenvorplatz vorfuhr. War eine super Kombi mit der blauen Kirche im Hintergrund :-D In der Kirche selbst, fand gerade eine Taufe statt, sodass wir nur den Eingangsbereich sehen konnten. War aber wenig tragisch, weil wir wieder nur 15 Minuten da waren. So langsam glaubte ich, das Geld für die Tour  umsonst ausgegeben zu haben, weil die Kirchen zwar schön waren, aber es kaum Informationen zu den Kathedralen gab, die 10 Minuten-Stopps hektisch waren und man die beiden Kirchenbesichtigungen kein Eintritt kosteten.
Als drittes gings zur Auferstehungskirche, Cathedral on the Spilled Blood, und die war richtig beeindruckend. Sie ist an der Stelle errichtet worden, wo Kaiser Alexander II bei einem Attentat gestorben ist. Sie wurde von seinen Nachfahren in Auftrag gegeben und sollte sich vom Stil von den übrigen Kathedralen in St. Petersburg abheben. So dass sie komplett, sowohl Innen als auch Außen mit russischen Mosaik beklebt ist. Sie wurde nie für Messen verwendet und diente mehr als Denkmal. Es ist eine wahnsinnig schöne Kathedrale und die einzelnen Mosaikbilder im Inneren sind atemberaubend. Wenn man sich vorstellen, wie diese mit Handarbeit erstellt wurden, Wahnsinn. Diese Kathedrale war auf jeden Fall ein Besuch wert und war zur Abwechslung  mit Führung :-D
Der letzte Tourstopp war die Isaakskathedrale, St Isaac’s Cathedral, die größte Kathedrale in St. Petersburg und die viertgrößte Kathedrale mit Kuppel weltweit. Wieder haben wir eine Führung durch die Kirche bekommen, nur leider durften wir nicht auf die Aussichtsplattform der Kirche, wo ich sehr gerne hochgestiegen wäre, denn sie war schon geschlossen, als wir ankamen…
Damit endete auch unsere Kathedralentour und es ging zurück zum Hotel. Ich bin mir noch ein bisschen unschlüssig, was ich von der Tour halten soll. Einerseits war es interessant und schön die vier Kirchen zu sehen, zumindest in zwei Kathedralen eine Führung bekommen zu haben und mit den Bus herumchauffiert zu werden, anderseits, waren die ersten beiden Kirchen nicht das, was ich mir von der Tour erhofft habe. Die Anzahl der Menschen und der Zeitdruck waren nervig und wir wären teilweise zu Fuß wahrscheinlich schneller gewesen. Ich glaube als Fazit kann man sagen, dass Geld war nicht herausgeschmissen, wie am Anfang befürchtet, aber beim nächsten Mal würde ich die Tour nicht mehr dazubuchen und kann sie nicht komplett empfehlen. Ich war etwas enttäuscht.
 
Nachdem wir wieder im Hotel angekommen waren, planten wir unsere Abendgestaltung. Wir wollten gerne typisch russisch Essen gehen und hatten bereit ein paar interessante Restaurants ausgesucht. Letztendlich entschieden wir uns fürs „Jolki- Palki“, weils nah an unserem Hotel lag :-D Nachdem wir einige Einwohner gefragt hatten wo das Restaurant sei, hatten wir es endlich gefunden. Warum gibt’s da auch eine Hausnummer für 3 Häuser?! :-D Das Ambiente des Restaurants erinnerte an einen Bauernhof und war rustikal eingerichtet Mit einem Heuwagen in der Mitte des Raumes und Holztische und Stühle. Die Bedienungen trugen landestypische Trachten und waren sehr nett. Zu jeder Stunde wurde die Musik lauter und zwei Frauen tanzten einen volkstümlichen Tanz. Schön traditionell russisch, wie wir es uns erhofft hatten. Zu Essen gabs auch und es war gar nicht teuer ;-) Ich hatte Bratkartoffeln mit Gemüse und Fleisch, keine Ahnung ob das typisch russisch war.^^ Es hat gut geschmeckt, aber die Portionen waren schon ziemlich klein. Alles in allem hatte die Location aber Charme und war ganz nett ;-)
Da wir aber alle noch etwas hungrig waren, entschieden wir uns ein anderes Restaurant aufzusuchen und dort Nachtisch zu Essen.
Wir gingen zu „Bliny Dominik“, einem Pfannkuchenhaus, wie oben beschrieben sind diese ja Spezialitäten in Russland. Dieses Restaurant war richtig toll. Das Restaurant war wie ein Wohnzimmer eingerichtet und man hat sich zugleich wohlgefühlt. Ich hab einen Apfelpfannkuchen äh Apfelbliny gegessen und der war super lecker und wieder wars preislich nicht zu teuer. Dort würde ich immer wieder hingehen, wenn ich irgendwann mal wieder nach St. Petersburg komme und Hunger auf Bliny habe. Danach war der Tag auch schon wieder vorbei…
Montag brach auch schon der letzte Tag unserer Russlandreise an. Nach einem reichhaltigen Frühstück, bei dem ich wiederholt mehr gegessen habe als nötig^^ musste ich auch schon auschecken, weils bereits um 10 mit dem Bus zum St. Katharinenpalast, der einstigen Zarenresidenz, gehen sollte. Die Betonung liegt auf sollte, weil wir mehr als 30 Minuten warten mussten bis alle im Bus waren. Eine weitere Sache, die ich an Reisen mit solch riesigen Gruppen hasse. Warum kann man denn nicht einfach pünktlich sein, andere schaffen das ja auch…>.<
Der Palast lag etwa 25 km außerhalb von St. Petersburg. Es war allerdings mal Interessant aus dem Stadtkern rauszukommen, weil dort nichts mehr von den Prachtbauten, Kathedralen und Palästen zu sehen ist, sondern dort ein Hochhaus neben dem nächsten steht und alles ziemlich heruntergekommen aussieht. Ein ziemlich krasser Kontrast.
Der Palast ist wirklich gewaltig und prunkvoll mit der blau, weiß, goldenen Fassade. Im Inneren mussten wir zuerst eine Art Socken über unsere Schuhe ziehen um den Boden nicht zu beschädigen, ähnlich wie im Schloss Benrath. ;-)
Zwei Räume sind mir bei der Besichtigung besonders in Erinnerung geblieben, zum einen das berühmte Bernsteinzimmer, oder besser die heutige Nachbildung, welches wirklich unglaublich schön und sehr edel aussieht. Allerdings dachte ich, dass der Raum noch größer sei. Durch den dunklen Bernstein wirkte es sehr klein. Übrigens wusstet ihr, dass Deutschland dass halbe Zimmer finanziert hat?! :-D
 
Aber auch wenn alle immer vom Bernsteinzimmer schwärmen, den großen Ballsaal fand ich persönlich viel schöner^^ Weiße, mit Gold verzierte Wände wechseln sich mit Spiegeln ab und ließen den Raum sehr elegant wirken. Ich konnte mich gleich in die Zeit zurück träumen und mir vorstellen, als Adlige dort Feste zu feiern :-D Wäre allerdings ne teure Angelegenheit geworden, da man zu jedem Ball ein anderes Kleid anziehen musste. Um das im Zeitalter, wo es noch keine Kameras gab, zu gewährleisten, wurde jedes Kleid, nachdem die Person den Ball verlassen wollte mit Farbe angestrichen, die nicht abwaschbar war. Somit war das Kleid zerstört und man brauchte auf jeden Fall ein neues für den nächsten Ball :-D
Die Führung durch die Gebäude war auch sehr informativ und interessant, nur leider war unser Guide wieder mal ziemlich in Eile und fing schon an zu sprechen, als noch gar nicht alle da waren, weshalb man teilweise nicht alle Informationen verstanden hat. Auch waren es mir wieder viel zu viele Leute auf einem Fleck. Ich hatte wieder das „Kopfproblem“ beim fotografieren und bei dem Stimmengewirr hatte man Schwierigkeiten den eigenen Guide akustisch zu verstehen, was sehr schade war. Nach der Führung durch den Palast hatten wir noch etwas Zeit um uns den Garten anzusehen, oh Wunder, war dafür die Zeit aber sehr knapp bemessen und man konnte sich nicht alles ansehen. Ich frag mich echt, warum die nicht mehr Zeit für die Führungen einplanen…
Alles in allem, war die Besichtigung aber sehr gut, auch wenns ein paar Abzüge für die Organisation gibt. Ich bin echt froh, dass ich die Führung dazugebucht habe, weil der Palast so weit außerhalb liegt und ich alleine nicht dorthin gefahren wäre. Außerdem ist es immer schöner eine Führung und Hintergrundinformationen zu bekommen.
Danach gings zurück zum Hotel und wir warteten auf die Abfahrt zum Hafen. Dort erwartete uns die gleiche Passkontrollenprozedur wie auf der Hinreise und im Anschluss gings an Deck und über Nacht zurück nach Helsinki und im Anschluss weiter nach Turku.

Ampelcountdown ;-)
Alles in allem wars eine tolle Erfahrung in St. Petersburg gewesen zu sein und die Stadt, Paläste etc. einmal gesehen zu haben. Man hätte sich wahrscheinlich noch einiges ansehen können, wenn man länger da gewesen wäre, aber so ist das ja immer. ;-) Ich hätte es im Nachhinein auch schön gefunden einen Tag auf eigene Faust die Stadt zu erkunden, denn die Abhängigkeit von einer so großen Gruppe und das ständige Warten ist schon nervig und fürs erste hab ich auch genug von Reisen mit einer so großen Gruppe…>.<
Für mich hat St. Petersburg nicht den Charme und Flair wie Stockholm oder Wien, aber trotzdem wars toll mal in Russland gewesen zu sein. ;-)